Über Bernd Philipp

Ein älterer Mann, der lächelt, vor einer weißen Ziegelwand.

Kunterbunter Realismus

Als Grafiker (Künstler? Zeichner? Kritzler?) bin ich Spätentwickler.

Zunächst betätigte ich mich grafisch (vor allem in langweiligen Schulstunden) als Kritzler, zeichnete Fratzen, Gnome und Ornamentales auf Hefträndern. War Papier nicht zur Hand, benutzte ich wie viele Leidensgenossen vor mir das blanke Holz einer Schulbank, den Einband irgendeines langweiligen Schulbuches oder was sich sonst noch bekritzeln ließ.

Die Kritzeleien nahmen später dann hin und wieder den Charakter eines Bildes an. Erinnerlich ist mir ein frühes Werk: eine Bratpfanne, in der ein Spiegelei brutzelte – eine mit blauem Kugelschreiber ausgeführte Arbeit. Für eine nicht mehr ganz volle Packung Ernte23 überließ ich das Blatt einem Klassenkameraden. Es war das erste Mal, daß mir mein Gekritzel einen Gewinn einbrachte.

Lange Jahre habe ich das Kritzeln nur noch selten ausgeübt, da mir im Leben nach der Schule nicht mehr so langweilig war. Doch irgendwann hatte ich den skurrilen Einfall, meiner Frau zu ihrem Geburtstag einen von mir selbst mit Karikaturen (also: Kritzeleien) gestalteten Jahreskalender zu schenken. Für jeden Monat zeichnete ich ein kleines Bildchen, das vor allem bunt war und manchmal sogar lustig.

Es verstrichen zahlreiche Lebensjahre, während der ich hin und wieder ein Bildchen anfertigte, meist eine Bleistiftzeichnung, so aus Jux und Tollerei. Geblieben ist mir ein „Selfie mit Bierglas“ und ein mit allen möglichen Köpfen verfülltes Blatt Papier. Beide Werke zieren gerahmt heute noch unser Eßzimmer.

Fahrt nahmen meine bildnerischen Tätigkeiten auf, als ich mehr sitzende Tätigkeiten anstrebte, da mir langes Stehen oder Laufen anfingen, schwer zu fallen. Es begann mir Spaß zu machen, Personen und Szenen zu gestalten, die mich amüsieren, mich verwundern oder auch schockieren. Immer kunterbunt und immer mit einem „lachenden“ Auge.

 Folge dieser Entwicklung ist, daß die Zahl der Bilder stetig wächst und kein Platz mehr zu finden ist, gelungene Werke auszustellen. Ich muß also Wege finden, meine Bilder (in die ich reichlich Lebenszeit investiert habe) vor dem Verschimmeln in einer Ecke oder dem Tod im Papierkorb zu bewahren.

Also mache ich meine Bilder bekannt, in der Hoffnung, daß sie den einen oder anderen Liebhaber finden.

philipphg47@gmail.com